Allgemeines
Bei einer Implantation (lat. Implantare = einpflanzen) werden
künstliche oder biologische Gewebe in den menschlichen Körper
eingebracht. Im Fall des Zahnimplantates wird ein Metallstift
aus Titan fest im Kieferknochen verankert, der dort mit dem
umliegenden Knochengewebe verwächst.
Das Zahnimplantat dient nun als Zahnwurzel für einen Zahnaufbau,
der die Zahnlücke schließt. So wird die Kaufunktion des Gebiss wieder
hergestellt und der bei Zahnverlust häufige Knochenabbau verhindert.
Auch die ästhetischen Eigenschaften eines Implantates sind sehr gut
und gerade bei Zahnverlust im Frontzahnbereich wird die Möglichkeit
der festen Integration eines Kunstzahnes gerne genutzt.
Historisches
Abgesehen von vereinzelten Funden fraglicher Funktionalität, beginnt
die Geschichte der zahnmedizinischen Implantation Anfang des
19.Jahrhunderts. In Bezug auf das Material wurde zu jener Zeit viel
herumexperimentiert. So kamen anfangs Materialien wie Silber, Gold,
Platin, Blei, aber auch Gummi, Kautschuk und Keramik zum Einsatz. Die
plastischen Nachahmungen waren meist den Zahnformen nachempfunden und
wurden direkt nach der Zahnextraktion in den Knochenfächern platziert.
Eine erhebliche Weiterentwicklung ergab sich gegen Ende des
19.Jahrhunderts, als mit den Erfindungen von lokalen
Betäubungsmitteln, der Bohrmaschine und den Röntgenstrahlen die
Möglichkeiten der Implantologie stiegen.
Seit 1960 hat sich das Metall Titan und auch die Keramik in Form
eines direkt in den Knochen eingelagerten, "enossalen" Implantats durch
seine überzeugenden Studienerfolge durchgesetzt.
Implantattypen
Material
Zahnimplantate bestehen fast immer aus Titan. Der Grund dafür sind die
im Vergleich zu anderen Metallen guten mechanischen und vor allem
statischen Eigenschaften. Die einzigartige Härte, Dichte, Druck- bzw.
Zugfestigkeit, sowie Biegebruchfestigkeit und Elastizität machen Titan
zum idealen Werkstoff. Mit ihm ist das Implantat stabil genug, um den
späteren Kaubelastungen stand zu halten.
Unterschiede zwischen den heute verfügbaren Implantattypen beruhen
hauptsächlich auf der Form und verschieden beschaffenen Oberflächen.
Um die Bioverträglichkeit des Metalls zu steigern kann die Oberfläche
des Implantats durch Beschichtung, Bestrahlung (z.B.
Aluminiumoxidstrahlung), elektrolytisch-chemische Konditionierung oder
Ätzung behandelt werden. Auch die Einarbeitung von Wirkstoffen zur
Stimulation des Knochenwachstums kann das Einheilen des Implantats
erleichtern.
Form
Implantate werden heute fast immer direkt in den Knochen (enossal)
eingebracht. Sie können die Form von Nadeln, Zylindern, Koni, Stufen,
Kegeln oder Hohlzylindern besitzen, wobei das am meisten
verwendete Implantat schraubenförmig ist. Diese Schrauben
differieren wiederum in Gewindetiefe, Steigungswinkel, Gewindeprofil,
Länge und Breite. So steht für jedes individuelles Gebiss ein jeweils
passendes Modell zur Verfügung.
Wann kein
Implantat?
Wichtig für die Implantation ist ein Abwägen der Erfolgsaussichten.
Die Vorgehensweise, die Art und die Anzahl der Implantatversorgung
bedürfen einer genauen Untersuchung und Planung. So gelten
Krankheiten, wie zum Beispiel ausgeprägte Stoffwechselerkrankungen,
Leber-, Nieren-, Blut und Knochenleiden als Gegenanzeigen für
Zahnimplantate. Nikotin-, Alkohol- und Drogenmissbrauch sprechen
ebenfalls für eine schlechtere Prognose bei der Implantation.
Auch muss die Geschicklichkeit des Patienten für die später
anfallenden besonderen Mundhygienemaßnahmen sichergestellt sein.
Während einer akuten Infektionskrankheit, kurz nach einer erfolgten
Strahlentherapie, während der Schwangerschaft und Stillzeit sollten
keine Operationen im Mundraum vorgenommen werden.
Spezielle anatomische Verhältnisse im Mundraum können die
Implantation erschweren. Eine Mundtrockenheit, Erkrankungen der
Schleimhaut oder des Knochens, eine zu große Zunge, ungünstige
Kiefer- und Bissverhältnisse sowie krankhafte Kaubewegungen können
gegen das Einbringen von Implantaten sprechen. Ebenfalls muss eine
ausreichende Knochendicke gewährleistet sein, um die
Implantate in den Kieferknochen setzen zu können.
Ist kein ausreichendes Knochenbett vorhanden, besteht die
Möglichkeit, dieses durch eine chirurgische Voroperation zu schaffen.
Bei dieser so genannten Knochenaugmentation wird im Oberkiefer
Knochen in die Kieferhöhle eingebracht bzw. dem Unterkiefer Knochen
aufgelagert. Die entsprechenden Operationstechniken haben sich
in den vergangenen Jahren soweit verfeinert und als zuverlässig
erwiesen, dass ein zu dünner Knochen heute keine Gegenanzeige mehr
ist.
Patientenalter bei
Implantationen
Die Implantation sollte erst nach Abschluss des
Knochenwachstums erfolgen. Bei männlichen Jugendlichen etwa
nach dem 20. Lebensjahr, bei Mädchen ab dem 18.Lebensjahr. Gegen die
Implantation im hohen Alter spricht nichts.
Suprakostruktion
Die Suprakonstruktion ist der Zahnkronen-ähnliche Aufbau, der auf das
Implantat aufgesetzt wird. Mehrere Schrauben und Fassungen greifen
ineinander und ermöglichen die individuelle Gestaltung des
Zahnersatzes.
Einzelne Zahnlücken können mit einem
Einzelzahnimplantat versorgt werden; größere Lücken
bzw. verkürzte Zahnreihen mit zwei oder mehreren Implantaten. Als
Suprakonstruktion werden dann Kronen oder Brücken als festsitzender
Zahnersatz aufgeschraubt. Den ästhetischen Gestaltungsmöglichkeiten
sind dabei nur hinsichtlich der guten Kaufunktion Grenzen gesetzt, die
erhalten bleiben muss.
Falls nur noch wenige eigene Zähne im Mund sind, oder der Kiefer
gar zahnlos ist, kommt eine kombiniert festsitzende und herausnehmbare
Suprakonstruktion zur Anwendung. Das bedeutet, dass die Implantate mit
über der Schleimhaut liegenden Stegen oder Kappen versehen werden,
über die eine Prothese eingegliedert werden kann. Gerade für
Patienten mit unbezahntem Unterkiefer erhöht sich der Kaukomfort
dadurch enorm, da Totalprothesen sonst keinen Halt finden und
Druckschmerzen verursachen würden.
Implantatkrone
Soll nur ein Zahn ersetzt werden, kann dies grundsätzlich sowohl durch
eine Brücke (wenn hinter und vor der Lücke Zähne stehen) oder durch
ein Einzelzahnimplantat oder einer Teilprothese gelöst werden. Bei
ausreichendem Knochenangebot und gesunden Nachbarzähnen (keine
Füllungen oder Karies) ist ein Einzelzahnimplantat grundsätzlich die
elegantere Alternative, da keine gesunde Zahnsubstanz an den
Nachbarzähnen weggeschliffen werden muß. Die Kosten
für ein Einzelzahnimplantat liegen im Vergleich zu einer
dreistelligen Brücke etwa gleich. Eine Teilprothese als
soziale Lösung liegt preislich etwas darunter (insbesondere weil die
meisten Krankenversicherungen diese Lösung teilweise bezuschussen)
macht aber eigentlich erst beim Ersatz mehrerer Zähne wirklich Sinn.
Insgesamt spielen bei der Entscheidung welche Lösung letztendlich den
Vorrang bekommt viele Kriterien eine Rolle und jeder Fall muß
individuell betrachtet werden. Wir beraten Sie gerne über die
einzelnen Behandlungsalternativen wobei wir dann auf ihre individuelle
Situation im Besonderen eingehen.
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Ausgangssituation |
Implantation |
Einsetzen der Implantatkrone |
Endsituation |
Behandlungsalternativen
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Brücke |
Teilprothese |
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Implantatbrücke
Fehlen bereits mehrere Zähne so kann eine implantatgetragene Brücke
die Lücke schließen. Behandlungsalternative wäre ebenfalls wieder
eine zahngetragene Brücke (sofern die Lücke durch zwei Zähne
begrenzt ist) bzw. einer Teil- oder Skelettprothese. Auch diese
Entscheidung muß individuell betrachtet werden und hängt von dem
Zustand des Restgebisses (Pfeiler für Brücke), dem Knochenangebot,
der finanziellen Möglichkeiten, etc. ab.
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Ausgangssituation |
Implantation |
Implantatbrücke |
Alternative: Teilprothese |
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Prothesenverankerung
Vollem der Halt einer rein schleimhautgetragenen Totalprothese im
Unterkiefer ist häufig nicht zufriedenstellend, vor allem wenn der
Kieferkamm bereits stark reduziert ist. Mittels zwei oder vier
Implantaten lässt sich in solchen Situationen der Prothesenhalt
deutlich verbessern. Dies kann entweder mit zwei Kugelanker als
Implantatsuprakonstruktion bzw. einem Steg, der auf zwei oder vier
Implantaten verankert ist lösen.
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Augsnagssituation |
Kugelanker |
Steg |
Alternative: Totalprothese |
All on Four
Mittels nur vier Implantaten ist neuerdings auch eine komplett
festsitzende Versorgung im zahnlosen Ober- wie auch im Unterkiefer
möglich. Das Behandlungskonzept geht aufDr. Paolo
Malo, Lissabon als Entwickler zurück. In seiner Privatklinik
wurden in den letzten 10 Jahren über 200 zahnlose Kiefer nach der
All-on-four-Methode behandelt und ist inzwischen ein Routine-Operation.
Entgegen der klassischen Operationstechniken, die meist aufwendige
Maßnahmen zum Knochenaufbau, eine höhere Anzahl an Implantaten und
höhere Kosten mit sich bringen, wird hier eine risikoärmere,
schnellere und für den Patienten kostenoptimierte Behandlung
möglich. Im Oberkiefer sind es die Kieferhöhlen, die das setzen von
Implantaten in der 5er und 6er Region nur mit aufwendigen, teueren und
risikobehaftetem Knochenaufbau möglich machen. Im Unterkiefer
verhindert oft der Nervkanal des Unterkiefernerven (N. alveolaris
inferior) das Setzen der Implantate in dieser Region. Mit der neuen
Technik und speziell entwickelten gewinkelten Aufbauteilen kann man die
Implantate nun in deutlich schrägeren Winkel an diesen Strukturen
vorbei setzen und trotzdem eine protehtisch flächige Verteilung der
Implantate erreichen.
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Ausgangssituation |
Implantatation |
Implantatbrücke |
Endsituation |
Ablauf der
Implantation
Zunächst wird mittels eines speziellen Panoramaröntgenbildes das
Kiefer vermessen um zu sehen ob das Knochenangebot für eine
Implantation ausreicht. Zusammen mit dem enoralen Tastbefund lässt
sich in den meisten Fällen dann schon entscheiden, ob ein Implantat
ohne zusätzlichen Knochenaufbau möglich ist oder nicht. Im
Zweifelsfall kann zusätzlich eine CT-Aufnahme des Kiefers gemacht
werden. Zum Ersatz extrahierter Zähne muß man die entstandene Wunde
meist 3 Monate abheilen lassen bevor man dort ein Implantat setzen
kann.
Unter röntgenologischer Kontrolle wird dann das Implantatbett mit
speziellen "Bohrern" vorbereitet und anschließend das Implantat in den
Kieferknochen eingebracht. Die Schleimhaut wird wieder vernäht, die
Nähte ca. 1 Woche später entfernt. Nach drei Monaten werden die
künstlichen Zahnwurzeln freigelegt, in Bezug auf ihr Einheilen
kontrolliert und mit so genannten Mundschleimhautformern versehen. Das
Zahnfleisch wächst harmonisch um diese Schrauben herum. Schmerzen sind
bei einer Implantation nicht zu erwarten, da die gesamte Operation in
lokaler Betäubung vorgenommen wird.
Die Suprakonstruktion wird vom Zahntechnischen Labor nach den
wiederholt angefertigten Abformungen angefertigt und nach der
Einheilphase dem Implantat aufgesetzt.
Haltbarkeit
Die fertige chirurgische, zahnärztliche und zahntechnische Arbeit im
Munde des Patienten ist ein lohnenswerter, zukunftsorientierter
Zahnersatz für mehrere Jahre, wenn nicht Jahrzehnte. Über 90% der
Implantate heilen in den Kieferknochen binnen der ersten sechs Monate
nach Implantation ein und können dort viele Jahre verbleiben.
Die Suprakonstruktion bedarf einer täglichen Mundpflege des
Patienten und halbjährlich einer professionellen Zahnreinigung durch
den Zahnarzt wie die natürlichen Zähne im Allgemeinen auch. Die
Haltbarkeit der zahntechnischen Arbeit ist offiziell bei ca. 5-10
Jahren angesiedelt, kann aber in der Realität problemlos auch die
doppelte Anzahl an Jahren erreichen. Sollte sich das Gebiss durch
Verlust weiterer Zähne verändern, stellt das Verwenden der Implantate
für die neue Gebissrekonstruktion kein Problem dar. Die alte
Suprakonstruktion wird falls nötig entfernt und ein nun passender,
neuer Zahnersatz für die alten Implantate angefertigt. Die
Gewährleistung bezüglich der Haltbarkeit des Zahnersatzes beginnt
dann von neuem.
Direkt nach der
Implantation
Bis die Betäubung abgeklungen ist, sollte weder etwas Heißes gegessen
oder getrunken werden.
In der ersten Woche
Vermeiden Sie körperliche Anstrengungen (Sport, Bücken, Heben, Sauna
usw.)
Verzichten Sie vorerst auf Alkohol, Zigaretten, Kaffee, Schwarztee und
Milchprodukte.
Spülen Sie Ihren Mund nach jedem Essen mit lauwarmen Wasser aus, nicht
jedoch am Operationstag selbst.
Putzen Sie Ihre Zähne wie gewohnt, seien Sie jedoch mit den
Implantaten besonders vorsichtig.
Benutzen Sie weder eine elektrische Zahnbürste noch eine Munddusche.
Kühlen sollten Sie die schmerzende Bereiche nur von außen. Wickeln
Sie dazu ein Geschirrtuch um das Kühlpack bevor Sie es auflegen.
Lassen Sie nach Möglichkeit Ihre Vollprothese weg, falls diese den
Implantationsbereich mit einschließt.
In der zweiten bis sechsten Woche
Schützen Sie den Bereich des Implantats vor Druckbelastungen durch
Zunge, Finger, allzu harte oder kantige Nahrungsmittel!
Sie sollten noch immer körperliche Anstrengungen und das Rauchen
vermeiden.
Befolgen Sie die Putzanweisungen Ihres Zahnarztes genauestens.
Sollten Sie einen herausnehmbaren Zahnersatz tragen, reinigen Sie ihn
nach jeder Mahlzeit.
Verzichten Sie, wann immer es geht, auf das Tragen Ihrer Vollprothese
(vor allem nach größeren Eingriffen, wie einem Knochenaufbau).
Bildquellennachweis
Bildmaterial: NobelBiocare